Ich bin einer der vielen, die im alten Zwerchfellforum aktiv waren. Leider sind meine ausführlichen Berichte alle weg und ich habe mich mal aufgerafft, meine Erfahrungen mit der Löhde OP aber auch allgemeine Dinge zum Thema Reflux/LPR zusammen zu tragen, die schon damals diskutiert wurden. Auch wenn ich das in der Ausführlichkeit wohl nicht mehr schaffe, hier aber ein Abriss.
Historie: Über 20 Jahre lang Reflux und PPI, Zwerchfellbruch durch Spiegelung diagnostiziert. Hauptsymptome Sodbrennen, Regurgitation nachts, Husten nach dem Essen, verstopfte Nase.
1. Löhde OP 2015 im DRK Westend durchgeführt durch Herrn Thomas (eine seiner ersten OPs ohne Löhde an der Seite):
völlig komplikationslos, fühlte mich wie neugeboren, fast alle Symptome weg, bis auf den nervigen Husten nach dem Essen und zunehmender Räusperzwang und Halsverschleimung nach dem Essen. Damals wusste ich noch nicht, dass es LPR ist. Ich war nach 6 Wochen wieder fit, konnte fast alles essen und habe wieder mit Sport angefangen, erst leicht, nach 2 Monaten auch wieder Krafttraining. Nach 2 Monaten habe ich mich kontrollspiegeln lassen (eigentlich viel zu früh, wie ich mittlerweile weiß), nach der Spiegelung hatte ich Schmerzen im OP Bereich, Aufstoßen, Magenprobleme. Plötzlich auch Schmerzen beim Sport in dem Bereich. Nach 6 Wochen PPI ging es wieder besser, allerdings bekam ich wieder Sodbrennen und die Halsverschleimung nahm extrem zu. Habe 3 Jahre rumexperimentiert mit Ernährung, PPIs, lange Zeit 80 mg Esomeprazol pro Tag, Heilerde, Übungen, half alles nicht. Dann Magenspieglung, wieder leichte Hernie, also Rezidiv. Habe mich dann nach langem Hin und Her für eine 2. OP bei Herrn Thomas im Vivantes entschieden.
Davor habe ich aber noch ein anderes Problem beseitigen lassen, was möglicherweise initial für den Zwerchfellbruch und das Sodbrennen mitverantwortlich war. Ich litt unter leichter Schlafapnoe und Schnarchen. Habe dies bei Dr. Schedler in Ramstein diagnostizieren lassen (ist mittlerweile leider in Rente und behandelt nur noch privat). Laut seiner für mich plausiblen Theorie, führt eine Obstruktion der oberen Atemwege im Schlaf z.B. beim Schnarchen, zu einem Unterdruck im Ösophagus, der dann den Magen durch das Zwerchfell ziehen kann und somit eine Gleithernie verursacht. Er hat bei mir eine Somnoösophagoskopie gemacht, also mich im Schlafen transnasal gespiegelt und man hat bei jedem Schnarcher schön gesehen, wie der Magen durch das Zwerchfell rutschte. Laut ihm entstehen so über die Zeit viele Hernien und möglicherweise auch Rezidive nach OPs. Wen das Thema interessiert, er ist in einem Chirurgie Forum aktiv und hat das dort gut erklärt:
https://www.medpertise.de/forum/hno-hals...nasen-op/1.html
Bei mir wurde eine sogenannte floppy glottis diagnostiziert, also ein unförmiger Kehldeckel, der im Schlaf besonders in Rückenlage, die Atemwege versperrt. Bei mir führte das gelegentlich zu Atemnot im Schlaf mit plötzlichem Hochschrecken, so als ob man erstickt. Dr. Schedler empfahl mir, erst die Schlafapnoe zu beseitigen bevor ich eine Zwerchfellrezidiv OP mache, da sonst die Gefahr eines erneuten Rezidivs wieder groß ist, durch den oben geschilderten Effekt. Durch eine kleine OP wurde das Problem beseitigt, schlafe seitdem deutlich besser und ruhiger ohne Schnarchen. Danach entschied ich mich zur 2. OP bei Thomas.
Rezidiv OP 2019:
Bei mir war das Bindegewebe gegenüber des Netzimplantats ausgeleiert, wohl der klassische Grund für die meisten Rezidive laut Thomas. Ich hatte dazu im alten Forum Zeichnungen eingestellt, wie er das dann behebt. Wenn ich sie noch finde, lade ich sie gerne nachträglich hoch. Dieses mal war ich nach der OP nicht so schnell wieder fit. Schlucken ging zum Glück sofort gut, allerdings hat mich danach fast 2 Jahre lang und teilweise noch bis heute, eine Magen-Darm-Problematik beschäftigt. Ständiges Aufstoßen (übelriechend), extreme Blähungen, Durchfall und passend dazu LPR, mit Schluckbeschwerden im Rachen. Wenn ständig Gas hochkommt, reizt das natürlich den Rachen und die Atemwege. Beim mir zum Glück aber nie in Form von Hals- oder Zungenbrennen, spüre es allerdings in der Nase mit Verstopfung und auch trockenen Schleimhäuten. War schon verzweifelt, weil es einfach nicht besser wurde. Bei mir wurde dann eine Laktoseintoleranz und eine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) diagnostiziert. Weglassen von Laktose und Nahrung, die leicht durch Bakterien fermentiert wird, also Vollkorn, viele Gemüse, Obst (einfach mal FODMAPS oder auch fast tract diet googeln) brachte über die Zeit langsam Besserung. Grund dafür sind wahrscheinlich die PPIs, vor allem über Jahre und hohen Dosen und auch häufig der OP-Stress selbst, dazu gibt es auch genug Publikationen. Gebessert hat es sich eigentlich erst 2 Jahre nach der Rezidiv OP, bis ich dem auf die Schliche gekommen bin. In dieser Zeit habe ich auch mit dem iQoro Training (https://www.iqoro.com/de/) angefangen, weil ich mir dadurch Besserung des LPRs versprach. Bei mir wurde es damit nicht besser, aber auch nicht verwunderlich, wenn von unten das Gas immer hochdrückt. Trotzdem halte ich iQoro für manche sicher für hilfreich, wenn andere Probleme zugrunde liegen. Man trainiert Speiseröhre und Sphinkter und das kann Schluckbeschwerden verbessern. Auf jeden Fall ungefährlich und kann nicht schaden (außer vielleicht dem Geldbeutel: 165,- aber Geld zurück Garantie).
Wie geht es mir jetzt: Ich nehme seit 2 Jahren keine PPI mehr, Sodbrennen habe ich nur noch gelegentlich bei falscher Ernährung, also z.B. zu viel Laktose, zu viel Kaffee, Alkohol, Kuchen, zu fettig, oder Essen und zu früh danach Sport machen, also die übliche Verdächtigen. Meistens dann nachts in den Morgenstunden. Gaviscon Advance hilft mir im Notfall ganz gut. Alles was die Säure neutralisiert (Bikarbonat, Gaviscon Dual etc.) führt bei mir als Folge nur zu mehr Sodbrennen (rebound) und auch Magen-Darm-Problemen. Bei gesunder regelmäßiger Ernährung bin ich beschwerdefrei. Magen-Darm alles im Griff, wenn ich keine Laktose und nicht zu viel schwerverdauliche Kohlenhydrate esse, sprich Vollkorn etc.
Was mich noch plagt und das werde ich wohl nie loswerden, ist ein für mich aber erträglicher LPR mit Räuspern und Halsverschleimung vor allem nach dem Essen oder dem morgendlichen Kaffee auf nüchternen Magen, auf den ich leider nicht verzichten kann. Der LPR wir schlimmer, wenn ich mich falsch ernähre, also z.B. zu viel Laktose und dann Gase entstehen, was ja plausibel ist. Wenn ich den Darm also im Griff habe, ist der LPR erträglich, allerdings nie ganz weg. Ich merke das schon immer direkt, wenn ich was Falsches gegessen habe, Magendruck, Übelkeit, Herzrasen/Stolpern, LPR Symptome (Räuspern, Schleim), was dann nach einiger Zeit in Flatulenz und Durchfall übergeht, bis alles wieder raus ist.
Ich mache viel Sport auch wieder Krafttraining recht intensiv, achte dabei aber darauf einige Übungen mit weniger Gewicht zu machen oder ganz weg zu lassen. Schlecht nach meiner Erfahrung sind Kniebeugen mit hohen Gewichten, da steigt der Druck enorm aufs Zwerchfell. Bewegungen, wo man ins Hohlkreuz muss: Überzüge, schweres Bankdrücken, Bizeps Curls mit viel Gewicht, wo man nach oben reißt oder auch bestimmte Yogaübungen wie den Morgengruß.
Zu guter Letzt, was mir auch noch aufgefallen ist. Wenn ich zu dünn bin, bei mir als Sportler ein Körperfettanteil von 12% und weniger (also schon dünner als „normal“), wird mein LPR schlimmer, wenn ich zunehme wieder besser. Herr Thomas hatte mir mal erklärt, dass die Fettpölsterchen um die Gewebe (viszerales Fett) auch Druck auf den LES machen, genauso wie auch die Leber, die dort anliegt. Wenn das Fett weg ist, fehlt auch der Druck, somit schließt er nicht so gut. Zu viel Fett kann natürlich auch das Gegenteil bewirken, was ja hinlänglich bekannt ist. Ob das jetzt bei mir wirklich der Grund ist, kann ich nicht sagen, kann es aber reproduzieren.
Würde ich mich nochmal nach Löhde operieren lassen: jein.
Zum einen geht es mir wieder sehr gut, bis auf die kleinen Einschränkungen, der Weg dorthin war teilweise aber nicht schön und hat mich über die Jahre schon sehr gestresst. Aber mit dem heutigen Wissen über Schlafapnoe/Schnarchen, was vor der Zwerchfell OP beseitigt werden muss, dem Wissen über Ruhe nach der OP (keine Spiegelung/Kraftsport vor 6 Monaten, bestimmte Übungen weglassen), Ernährung, würde ich es wahrscheinlich wieder tun.
Ich hoffe, das hilft hier einigen weiter. Bittet erwartet nicht von mir, dass ich hier regelmäßig reinschaue und direkt auf Fragen antworte. Mir hat es tatsächlich auch ganz gut getan, mich aus dem Forum zurück zu ziehen, da das auch sehr belastend sein kann, wenn man nur negative Geschichten liest, was in solchen Foren ja natürlich in der Natur der Dinge liegt. Sobald es einem besser geht, ist man froh, dass man keine Hilfe mehr braucht. Aber genau aus diesem Grunde habe ich mir überlegt, hier doch mal etwas Positives zu hinterlassen.